Warum ich zertifizierte Schlafbegleiterin geworden bin.
- lydwendel
- 11. Feb.
- 4 Min. Lesezeit
Also um genau zu sein, bin ich „Ganzheitlicher Schlafcoach für Babys und (Klein-) Kinder“.
Diese Bezeichnung gefällt mir aber nicht. Mit einem Coach verbinde ich eine sehr strenge Person aus dem Bereich des Sportes. Ich möchte Eltern bei dem Thema Kinderschlaf zur Seite stehen, ich möchte sie bei ihren Problemen begleiten, daher fand ich den Titel „Schlafbegleiterin“ passender.
Aber nun zu der Frage, warum ich diese Ausbildung überhaupt gemacht habe.
Mein kleiner Mann war von Anfang an ein ziemlich schlechter Schläfer. Ich habe ihn gerne als meine kleine Eieruhr betitelt. Er ist in den ersten Monaten, bei den Tagesschläfchen, auf die Sekunde genau immer nach 30 Minuten aufgewacht. Die Einschlafbegleitung am Tag hat bis zu 1,5 Stunden gedauert. Ich habe Unmengen an Haaren verloren, weil er diese immer rausgerissen hat und die Nächte – die Nächte waren grausam. Nach jedem Schlafzyklus ist er aufgewacht und ich musste ihn wieder in den Schlaf begleiten. Seine Zykluslänge war in seinem ersten Lebensjahr zwischen 30 und 45 Minuten, bedeutet alle 30 – 45 Minuten wurde ich geweckt. Du kannst Dir vorstellen, wie viel Schlaf ich effektiv in der Nacht hatte. Ich wollte tagsüber mitschlafen, aber mein Körper war einfach so im „Funktioniermodus“, dass ich einfach nicht zur Ruhe gekommen bin. Ich habe so viel gelesen zum Thema Babyschlaf, recherchiert, Bücher gekauft, Instagram durchforstet und und und. Ich wusste eigentlich alles über das Thema. Die Tagesschläfchen und die Zeit der Einschlafbegleitung habe ich in den Griff bekommen, aber den Nachtschlaf von meinem kleinen Mann habe ich einfach nicht verbessert bekommen. 1,5 Jahre habe ich so gut wie kaum nachts geschlafen. Natürlich gab es auch mal bessere Nächte, oder Nächte in denen doch mal 2 bis 3 Schlafzyklen eigenständig verbunden wurden, aber die schlechten hatten den höheren Anteil. In der schlimmsten Nacht wurde ich innerhalb von 8 Stunden 16 x geweckt. Ich weiß noch genau, wie verzweifelt ich war. Ich habe so viel geweint, ich war so müde, ich war so erschöpft. Aufgrund der Erschöpfung war mein Nervenkostüm am Ende. Ich hatte keine Kontrolle mehr über Emotionen. Ich war so gereizt, ich hatte so einen Frust in mir. Es war wirklich furchtbar.
Ich hatte oft über ein Schlafcoaching nachgedacht, aber mich haben immer gewisse Dinge gestört. Ich wollte meinem Kind keine Nähe entziehen, schreien lassen auf gar keinen Fall oder ihm die Brust verwehren (weil das ja „schuld“ ist).
Irgendwie hatte es sich dann aber ergeben, dass ich Kontakt zu einer Dame bekommen habe, die grade ihre Ausbildung absolviert hat und uns coachen wollte. Ich dachte mir gut, sie ist ganz frisch, dann ist sie vielleicht noch ganz nah am Thema und nicht eingefahren, probierst Du es.
Wir haben verschiedene Schritte für das Coaching absolviert, die Nächte wurden minimal besser. Ich war mit einigen Sachen tatsächlich nicht zufrieden, dachte mir aber hey schau es dir weiter an. Dann kamen wir an den nächsten Punkt der Veränderung und was soll ich sagen – genau das, was ich ausdrücklich gesagt habe nicht zu wollen, wurde von mir gefordert. Ich sollte mich und meine Nähe entziehen. Mit einer Beruhigungspyramide wurde mir Schritt für Schritt nahegelegt, wie ich mich meinem Kind entziehen soll. Von nicht mehr stillen, zu nur noch Händchen halten, nur noch am Bettrand sitzen, nur noch im Türrahmen stehen, bis hin zu einfach aus dem Zimmer gehen.
An diesen Punkt habe ich das Ganze abgebrochen und den Entschluss gefasst, ich mache selbst eine Ausbildung zum Schlafcoach, um Eltern mit den gleichen Einstellungen wie ich sie habe, helfen zu können.
Gesagt getan – leider die falsche Ausbildung gewählt. Inhaltlich war die Ausbildung Großteils gut, ich habe auch noch ein paar Dinge zum Thema Schlaf gelernt, aber leider war auch hier der Entzug der Eltern vom Kind und das ignorieren der Grundbedürfnisse der Schlüssel zu ruhigen Nächten.
Das ist etwas, dass unterstütze ich nicht und finde es schlichtweg nicht richtig! Also habe ich mir überlegt, wie kann ich das jetzt machen? Wie kann ich Eltern helfen? Das Resultat ist, dass ich mir mein eigenes Konzept überlegt habe. Mir ist es wichtig die Eltern über das Thema Schlaf aufzuklären und ihnen auch wieder verständlich zu machen, was Baby- und Kleinkindschlaf überhaupt ist. Unsere schnelllebige Gesellschaft zwingt Neu-Eltern ja in eine Ecke, die die Natur gar nicht so vorgesehen hat. Es gibt Punkte, an denen man arbeiten kann, um einen besseren Schlaf für alle beteiligten zu bekommen. Es gibt aber auch Punkte, die sollten nicht geändert werde, wenn man die Bindung zum Kind beibehalten möchte und die Grundbedürfnisse des Kindes respektiert. Man kann Angewohnheiten, wie beispielsweise Haare ziehen verändern. Will man aber in den Bedürfnissen etwas verändern, ist es ganz klassisches Schlaftraining. Alles was antrainiert werden muss um an das gewünschte Ziel zu kommen ist Training.
Durch das Internet, Social Media etc. haben wir eigentlich so so so viel Wissen, aber beim Thema Baby- und Kleinkindschlaf wird einem immer noch das Schlaftraining verkauft – natürlich versteckt hinter Wörtern wie bindungsstärkend, bedürfnisorientiert und kein Schlaftraining.
Was hat mir also dann geholfen?
Wissen – und zwar echtes Wissen zum Thema Babyschlaf – sprich was ganz normal ist. Anpassung von Schlafenszeiten und Wachzeiten, einen Plan, der mich entlastet hat, wenn ich müde war und Übungen um Kraft zu finden.
Ich schaue in meiner Beratung nach jedem Familienmitglied, die wahren Beweggründe hinter dem Wunsch der Veränderung – der kann nämlich ganz oft ein ganz anderer sein, dass von jedem die Grundbedürfnisse berücksichtigt werden, was wir verändern können um Besserung zu erhalten und dass das Thema Baby- und Kleinkindschlaf wieder in seinem Ursprung verstanden wird.
Von den kleinen Menschen wird heutzutage leider so viel erwartet, was gegen die Natur ist. Ich will, dass das gesellschaftlich gemachte „Unnormal“ wieder „Normal“ wird!




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